Sind Instant Casinos legal in Deutschland?
Kurz gesagt: Die Rechtslage für Spieler in Deutschland ist komplex, aber nicht eindeutig verboten.
Seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 (GlüStV 2021) dürfen nur Anbieter mit deutscher Lizenz bestimmte Formen von Online-Glücksspiel, einschließlich virtueller Automatenspiele und Online-Poker, aktiv an deutsche Spieler richten.
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) überwacht dies. Sie kann gegen Anbieter vorgehen, die:
- ohne deutsche Erlaubnis deutsche Spieler gezielt ansprechen,
- Werbung oder Marketing für den deutschen Markt schalten,
- unzulässige Zahlungswege anbieten,
- oder die Vorgaben des GlüStV 2021 umgehen.
Für Spieler ist die Situation differenzierter:
Nach § 285 StGB kann die Teilnahme an unerlaubtem Glücksspiel theoretisch strafbar sein. In der Praxis konzentriert sich die behördliche und strafrechtliche Durchsetzung jedoch fast vollständig auf Anbieter, Zahlungsdienstleister und Vermittler, nicht auf einzelne Spieler.
Fälle gegen Privatpersonen gibt es, jedoch selten und meist im Rahmen größerer Ermittlungen, nicht als Routine.
Kurz gesagt: Die Regulierung richtet sich primär an Anbieter. Für Spieler entsteht rechtlich ein grauer Bereich, aber keine breit durchgesetzte Strafverfolgung.
*Diese Übersicht basiert auf öffentlich zugänglichen rechtlichen und regulatorischen Quellen (GlüStV 2021, GGL-Informationen, StGB, EU-Rechtsprechung). Sie stellt keine Rechtsberatung dar und ersetzt keine individuelle juristische Einschätzung.
Welche Rolle spielt die Europäische Union?
Die Europäische Union besitzt keine einheitliche Glücksspielgesetzgebung. Jeder Mitgliedstaat, also auch Deutschland, darf sein eigenes Lizenzsystem schaffen und regulieren, solange dies mit dem EU-Recht vereinbar ist.
Entscheidend ist hierbei Artikel 56 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (TFEU), der die Dienstleistungsfreiheit schützt. Allerdings:
- EU-Recht verleiht Spielern kein ausdrückliches Recht, bei ausländischen Instant Casinos zu spielen.
- Es verpflichtet Staaten lediglich, Beschränkungen konsistent, verhältnismäßig und aus legitimen Verbraucherschutz- oder Sicherheitsgründen zu gestalten.
- Die EU-Rechtsprechung bestätigt immer wieder, dass Mitgliedstaaten Online-Glücksspiel stark einschränken dürfen, solange die Regulierung transparent und sachlich begründet ist.
Das bedeutet:
Deutschland darf ausländische Anbieter ausschließen. Die EU prüft nur, ob dies mit den Grundsätzen der Dienstleistungsfreiheit vereinbar und verhältnismäßig umgesetzt ist.
Was bedeutet das für dich als Spieler?
Du kannst technisch und praktisch weiterhin auf international regulierte Instant Casinos zugreifen, beispielsweise mit Lizenzen aus Curaçao oder Malta. Die entscheidende Unterscheidung lautet:
- Wenn ein ausländischer Anbieter aktiv den deutschen Markt adressiert, kann dies nach GlüStV 2021 zu Maßnahmen gegen den Anbieter führen.
- Wenn du dich als Spieler freiwillig für ein ausländisches Instant Casino entscheidest, das nicht auf Deutschland ausgerichtet ist, wirst du rechtlich in der Praxis nicht verfolgt.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen:
- Du spielst außerhalb des deutschen Regulierungssystems.
- Der Spielerschutz, die Einsatzlimits und die rechtlichen Rahmenbedingungen richten sich dann nach dem Land, in dem der Anbieter lizenziert ist.
- Diese Regulierung kann strenger, lockerer oder einfach anders sein als die deutschen Vorgaben.
Offizielle EU-Rechtsgrundlagen & Primärquellen zur Dienstleistungsfreiheit und Glücksspielregulierung
Im Kontext des europäischen Binnenmarktes und grenzüberschreitender Glücksspielangebote spielen verschiedene Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sowie primäre EU-Rechtsquellen eine zentrale Rolle.
Die folgenden Dokumente stammen direkt aus offiziellen EU-Datenbanken (EUR-Lex, EU-Kommission):
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) – Artikel 56
Dienstleistungsfreiheit / Grundlage aller Glücksspiel-Entscheidungen
🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A12012E056
EuGH Rs. C-243/01 – Gambelli (Grundsatzentscheidung zum grenzüberschreitenden Glücksspiel)
Mitgliedstaatliche Beschränkungen müssen konsequent, verhältnismäßig und am Verbraucherschutz orientiert sein.
🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A62001CJ0243
EuGH Rs. C-338/04, C-359/04, C-360/04 – Placanica
Lizenzbeschränkungen dürfen nicht willkürlich oder diskriminierend sein; Mitgliedstaaten müssen kohärente Regulierungssysteme vorweisen.
🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A62004CJ0338
EuGH Rs. C-42/07 – Liga Portuguesa de Futebol Profissional
Mitgliedstaaten dürfen Online-Glücksspielanbieter aus anderen EU-Ländern beschränken, wenn dies zum Schutz der Verbraucher gerechtfertigt ist.
🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A62007CJ0042
EuGH Rs. C-347/09 – Dickinger & Ömer
Regelungen müssen konsistent sein; Mitgliedstaaten dürfen Glücksspiele beschränken, wenn Maßnahmen nicht inkohärent oder protektionistisch wirken.
🔗 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A62009CJ0347
EU-Kommission – Binnenmarkt & Glücksspielregulierung
Offizielle Position der Kommission zur Regulierung von Glücksspieldiensten im EU-Binnenmarkt
🔗 https://single-market-economy.ec.europa.eu/sectors/online-gambling_en?prefLang=de